Gedichte von Agens M. Holdborg


Der Blick hinaus

Die Löcher in der Luft sind groß.

Es werden immer mehr.

Gedanken lassen mich nicht los,

doch denken fällt mir schwer.

Ich sehe nichts und doch so viel.

Ich höre gar nicht zu.

Ich verliere mich im Ziel

und lausche lauter Ruh.


Der Himmel schenkt mir Abenteuer.

Die Sonne ist mein Held,

kämpf gegen Wolken-Ungeheuer,

bis Regen daraus fällt.

Das Wasser ist ein Sternensee,

mit Wellenschliff aus Glas,

auf dem ich wie auf Wolken geh

Tagträumen macht mir Spaß!



Du


Ein kleines Lied. Ein sanftes Klingen

dringt fein und lieblich an mein Ohr.

Solch Melodie entlockt die Schwingen

meiner tiefen Seel‘ hervor.

Ein leiser Dank. Ein leichter Scherz.

Ein frohes Lachen, hell und klar.

Solch Töne füllen an mein Herz

und werden mir zum Glück nicht rar.

 

Wenn solche Klänge mich betören,

glaub ich Dich darin zu hören!


~~~

 

Ein Hauch von Frühling, zart und duftig,

weckt Freud‘ auf das, was kommen mag.

Die Sommerbrise, licht und luftig,

sät Blumenwunder Tag um Tag.

Der Geruch von Herbstzeitbäumen

beschert mir Fantasienfülle.

Und der Schnee in meinen Träumen

duftet wundervoll nach Stille.


Aromen, die solch Wohlsein schenken,

lassen im Nu an Dich mich denken!


~~~


Das Salz des Meeres schmeckt nach Ferne,

beschwingt mit rauem Charme den Sinn.

Manch süße Speise ess ich gerne

und geb mich der Verlockung hin.

Champagnerperlen wollen springen.

Tanzen wild in meinem Mund.

Bringen mein Gemüt zum Singen.

Tauchen tief bis auf den Grund.

 

Was meinem Gaumen schmeichelt gut,

schmeckt auch nach Dir, geht mir ins Blut.


~~~

 

Die Sommerfarben früh am Morgen,

roter Mohn im Glitzerlicht

vertreiben im Gemüt all Sorgen

weil Sonnenflut im Tau sich bricht.

Das Kronendach im Wald will sprießen,

färbt meine Stimmung an mit Leben,

lässt mich den Augenschmaus genießen

und wird Glückseligkeit mir geben.

 

Das Panorama tut mir kund:

Du malst die Sicht der Dinge bunt.


~~~

 

Ich fühle Dich mit allen Sinnen.

Ich sehe Dich mit Aug‘ und Ohr.

Ich spüre Dich im Herzen drinnen.

Ich stelle Dich mir kostbar vor.

Wenn ich gerad nicht bei Dir bin

fließt all mein Denken zu Dir hin.

 

Die Zeit mit Dir ist mir ein Segen.

Ich werde diesen sorgsam pflegen.

 

© Marlies Borghold alias Agnes M. Holdborg / Februar 2015



Wo finde ich dich?

Ich habe dich lange gesucht.


Ich war ein Kind, da warst du bei mir,

hast mich ständig begleitet.

Ich brauchte nicht suchen

und dich nicht finden.

Du hast mir Freude bereitet.


Ich habe dich lange gesucht.

 

Ich bin kein Kind, du bist nicht bei mir,

hast mich nicht mehr begleitet.

Ich möchte dich suchen

und dich bald finden.

Du hast mir Kummer bereitet.


Ich habe dich lange gesucht

und endlich nun wiedergefunden.

Ich habe dich oftmals verflucht

in einsamen, bitteren Stunden.

Ich habe dich nicht mehr gesehen

und fragte nicht nach dem Warum?

Ich konnte dich nicht mehr verstehen

und kam vor Trauer fast um.


Ich habe dich lange gesucht.


Ich sehe jetzt klar, du warst immer bei mir,

hast mich auch immer begleitet.

Ich brauch nicht zu suchen

und dich nicht zu finden,

was mir nun Freude bereitet.

 


Schneewald

Die Luft so rein und bitterkalt

erfüllt den stillen Winterwald.

Aus dem blendendweißen Flor

streben Stämme hoch empor.

Verlieren sich in ihren Kronen,

die so nah dem Himmel thronen.

 

Bläulich schimmernd Silberlicht

durch blattloses Geäste bricht,

lässt den Schnee in Baumesspitzen

wie helle Diamanten blitzen.

Der Wind haucht Flocken aus der Ferne

von hohen Zweigen fort wie Sterne.

 

Es scheint, als würden Zeit und Leben

sich gegenseitig Muße geben.

Der Wald pausiert, er muss verweilen,

kann sich im Frühling wieder eilen.

Fast lautlos wispernd hält er ein

im Glanz von Schnee und Sonnenschein.

 

Doch trügt das Bild vom stillen Ruhn.

Im Wald gibt es auch jetzt zu tun.

Ein Flügelschlag, eine mildes Scharren.

Das Eis im Ast lässt diesen knarren.

Es huscht geheimnisvoll und knistert,

als ob der Wald ganz zaghaft flüstert.

 

Als träume er von Frühlingsluft,

von zartem Grün und Sonnenduft,

von Wärme, Licht und neuen Zeiten.

Darauf will er sich vorbereiten.

Er wird kommen, und zwar bald:

Der zauberhafte Frühlingswald

 


© Marlies Borghold alias Agnes M. Holdborg/ März 2015


Der Regen fällt mit sanftem Rauschen,

wird gleich vom Erdreich inhaliert

und mit der Sonne bald schon tauschen,

die heute keine Zeit verliert.


Ein Windhauch streichelt grüne Dächer,

lässt dunst`ge Schleier höher steigen,

dass Sonnenstrahlen wie ein Fächer

sich bis zum weichen Moosbett neigen.

 

Sie spiegeln sich mit mildem Lichte

im Tau der Gräser sternengleich

und zaubern in die Blätterdichte

die Illusion vom Himmelreich.

 

Wie sonnenwarme Lichterspiele,

die Schattentänzer an sich binden,

sucht sich der Schimmer seine Ziele,

will flirrende Liebkosung finden.

 

Der Dunst klart auf, doch kleine Reste

egeben mystisch wie ein Hauchen

zum Abschied sich in das Geäste,

sie in Magie hinein zu tauchen.

 

Ohne Wehmut, ohne Trauer

lösen sie sich leise auf,

wandeln diesen Sommerschauer

zum immer neuen Lebenslauf.